Download Page 1 – Grundlagen Fingertraining
Fingertraining linke Hand + Koordination R/L + wichtige Spieltipps
Spider – Crawler – Stepper (Download unten)
Spider („Spinne“) nennt man Fingerübungen, bei denen die Finger sich (idealerweise) quasi wie Spinnenbeine über das Griffbrett bewegen sollen. Sie dienen auch dazu für einen selbst eine richtige, entspannte und bequeme Haltung zu finden, die ein sauberes Spielen Ton für Ton ermöglicht. Die Noten und Tab-Vorlagen sind rein technisch auf Fingerfertigkeit angelegt und klingen erstmal wenig musikalisch (leider sind sie auch ziemlich langweilig und können am Anfang viel Disziplin und Konsequenz erfordern). Auch werden die neu entdeckten und nun aktivierten Muskeln und Sehnen wahrscheinlich etwas unmutig reagieren. Also bitte nicht übertreiben und gleich am ersten Tag die Super-Fortschritte erwarten. Kleine aber regelmäßige „Häppchen“ sind dabei zielführend und erfolgversprechend.
Denn wenn man diese Trainings als WarmUps („Aufwärmübungen“) vor dem eigentlichen Spielen und Üben praktiziert, wird man ihr Potenzial für die eigenen musikalischen Ideen, bes. beim Improvisieren, sehr bald feststellen. Ein Metromom gibt Sicherheit und lässt Schwächen sowie Fortschritte erkennen.
Diese Übungen bieten einen Einstieg und bilden die Grundlagen für diese Art des Fingertrainings. Erweitert man die Intervalle, z.B. durch String-Skipping („Saitensprünge“), steigt der Schwierigkeitsgrad aber im Effekt auch die Greifsicherheit.
Grundsätzlich gilt: wenn der Ablauf es gestattet, bleiben die gerade nicht benutzten Finger so lange als möglich liegen, nur der aktive Finger bewegt sich in die neue Position (diese bewusste Fingerkontrolle gilt nur für das „Training“. Beim Spielen/Improvisieren ist die natürliche, sprich subjektive Beweglichkeit und Fingerfertigkeit gefragt und verschiedene Spieltechniken, z.B. das „Saitenziehen“/Bending erfordern sowieso eine Änderung der Haltung der Greifhand). Das muss unbedingt langsam und aufmerksam geübt werden!
Eine weitere sinnvolle Erweiterung sind verschiedenen „Rhythmisierungen“, z.B. die Tonreihen in Achteln, Triolen oder Sechzehnteln zu akzentuieren/betonen, also quasi „asynchron“ zum Fingersatz zu spielen (Beispiele dafür stelle ich noch später online).
Für die Crawler („Krabbler“) gelten im Prinzip die gleichen Regeln/Bedingungen mit entsprechenden Ergebnissen bei geduldigem Anwenden (die ersten vier grundlegenden Fingersätze hier sind mit den „Spinnen“ identisch).
Die Stepper (äh…, „Schrittler“…?) sind dagegen schon etwas musikalischer, weil sie mit „richtigen“ Intervallen, also Tonschritten daherkommen. Sinnvoll sind hier diatonische Terz-Schritte, d.h. hier werden real existierende Skalen (Dur, Moll usw.) in ihre melodisch/harmonische Struktur zerlegt und wieder zusammengesetzt. Auch Quarten eignen sich hervorragend um Finger und Hirn odentlich zu verknoten, wenn man sie mit rhythmischen Verschiebungen (s.o.) erweitert.
Wie erwähnt, soll das tägliche Erlebnis/Ergebnis nicht in Kampf und Krampf ausarten, sondern ein lockeres und entspanntes Spielen fördern.
Spielt bewusst! Das soll bedeuten:
Schaut euch zu! Lernt aktive Wahrnehmung der Blockaden bei der Fingerkoordination aber auch der Fortschritte, die ihr macht. Unbedingt bei beiden Händen. Viele achten beim Gitarreüben reflexartig (fast) nur auf die linke Hand. Die rechte Hand aber formt den Ton/Anschlag und damit die Dynamik und den Rhythmus.
Hört euch zu! Achtet auf „schöne Töne“, einen Klang ohne Scheppern, Klirren, Schnarren (…ihr wisst schon, der „Frust-Soundtrack“). Lasst Sustain/lange Töne zu. Vermeidet Lücken durch Legato (gebunden) spielen, nicht zu schnell am Anfang, aber flüssig.
…und nicht vergessen:
Fühlt euch! Lasst die Töne wirken, versucht die Einzigartigkeit jedes Tones zu spüren, sein melodisches Potenzial in den linearen Tonfolgen. Achtet auf den Druck der linken Hand auf dem Griffbrett sowie den Schwung und die Anschlagsstärke der rechten Hand beim Saitenanschlag/Zupfen. Fühlt die motorischen Abläufe/Bewegungen von Anschlaghand und Greifhand. Findet eure innere Pulsation, indem ihr spontan locker mit dem Fuß tappt, bis ihr das Gefühl habt, dass das eine Weile unverkrampft als Übungstempo klappt. Übernehmt das als Grundtempo für das Üben mit dem Metronom.
Ich wünsche euch viel Spaß (und Geduld) für diese Übungen 🎸👍🏻
Vertraut darauf, dass ihr musikalische Menschen seid!