Musik + KI
Die Gedanken eines Musikers über den „neuen Hype“
Es geht um den neuen Liebling, die KI, die, seit ihrer Freigabe für alle, jede Branche und Privatinitiative beeindruckt. Vom Rezeptvorschlag bis zum kompletten Business-Konzept kann KI alles liefern. Nicht immer das, was bestellt wurde und fehlerfrei (auch künstliche Intelligenz ist nicht von Dummheit befreit), aber das ist auch irgendwie beruhigend.
Die jetzt schon von KI betreuten Lebensbreiche sind bereits gut verteilt, für mich hat bei den folgenden Gedanken nur der „musikalische Nutzen“ eine Rolle gespielt. Und der ist vor allem in der Pre-Production Phase angelegt durch Stil/Genre und Instrumentierung festlegen, Versionen testen, Demos produzieren, als Session und Rehearsal-Basis nutzen, aber auch als Inspirationsquelle für neue Arrangements.
Beim Texten, bzw. dem ersten Sortieren von Ideen verlasse ich mich lieber auf meine eigenen Eingebungen. Da die KI-Forschung inkl. Training eine amerikanische Enwicklung ist, kommen bei deutschen „Reimen“ nicht immer brauchbare Ergebnisse heraus, aber beim intelligenten „Ausfülllen musikalischer Formeln“ durch Anweisungen (Prompts) ist die KI auf dem Weg zur Perfektion – da ist in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten viel zu erwarten. KI kann jede/n bei der Umsetzung der ungewöhnlichsten Ideen sehr effizient unterstützen.
In der Praxis läuft eine Song-Produktion oft so oder so ähnlich ab (Erfolg und Dauer der einzelnen Produktionsphasen hängen natürlich auch von Verfügbarkeit und Qualität des spezifischen Equipments ab):
Hat man eine Song-Idee wird stunden/tage/wochenlang alles eingespielt (meistens alles selbst und mit verschiedenen Versionen), dann wird stunden/tage/wochenlang gemixt, gemastert, abgehört und weiter gefrickelt (macht Spaß, is aber nich besonders alltagskompatibel zum Rest-Leben).
Oder, ich hab ’ne Band, mit der ich dann wieder stunden/tage/wochen/monatelang die Musik probe und einspiele (wenn die Ideen langsam konkret werden). Und dann wird alles stunden/tage/wochenlang gemixt, gemastert, abgehört und weiter gefrickelt (macht Spaß, is aber nich besonders alltagskompatibel zum Rest-Leben).
Mit KI fängt alles exakt genauso an: Ideen haben, aufschreiben….
…aber dann geht der Spaß los:
Endlich ist ALLES da – die Musiker, die Instrumente, der Toningenieur, der Mixer, die Sounds, einfach alles, was schon IMMER geträumt wurde – und das irgendwie „Unerwartete“ stellte fest, dass man selber auch noch was gelernt hat.
Sofort, ohne ewige Diskussionen mit den Bandkollegen, dem Ton-Ing, keine Kosten für Studio und Produktion. Was in meinem Hirn aufploppt, kann ich sofort, „on-the-fly“ skizzenhaft festhalten, ausprobieren (auch mal wieder verwerfen), Freunden/Familie vorstellen (auch als Testhörer).
Und mit folgender Frage schließt sich der Kreis.
Wieviel Musik läuft in jeder Playlist, die mit Drumcomputern und künstlichen Sounds (die auch gerne mal „natürliche“ Instrumente simulieren) hergestellt wurden?
Seit der Sprung vom elektronisch verstärktem „Natur-Instrument“ hin zur Erzeugung rein künstlicher Klänge gestartet wurde, hat sich die (Rück)Annäherung dieser Klänge, die „Natur“ perfekt nachzubilden, parallel vollzogen. Auch hier, wie in anderen Künsten, hat sich der Hang (Drang?) zum „Fotorealismus“, der perfekten Nachbildung, immer sehr großer Popularität erfreut. Wir lassen uns gerne von der „Realität“ verführen.
Jeder und Jede kennt und liebt Bands und Musiker, die „rein“ elektronische Musik machen.
Sämtliche DJs, früher „Allein-Unterhalter“ könnten ohne digitale Unterstützung als Musiker gar nicht existieren. Ohne Rhythmus-/Drumcomputer wären es modernisierte „Leierkastenspieler“. In jedem Studio/bei jeder Musikproduktion wird auf künstliche „Musiker“ gesetzt, gibt es Musikparts (Drum-Grooves/Loops/Samples/Sounds u.m.), die nicht von echten Musikern gemacht wurde. Gerade Computer bieten als weitere „Musiker“ bei Bands mit Mini-Besetztung auch live viele Möglichkeiten. KI in Studios (also Algoritmen von Programmen, die Musik „zusammenstellen“) gibt es schon seit langem und hat sich schon als Gewohnheit unbemerkt ins Ohr geschlichen, wird überall gespielt.
Da alle kreativen Künste die Sinne ansprechen (ob Rezepte oder Bilder oder eben Musik) ist die KI für eben diese ein willkommenes Power-Tool. Kein Hype, sondern konsequente, logische „Evolution“. Und den Weg anschließend in eine „richtige“ Musikproduktion oder Session verhindert die KI definitiv nicht! Denn mein ganzes Leben (bin 73) war ich musikalisch unterwegs, aktiv, hab mit von „Kopf, Herz und Hand“ gemachter Musik ge-und überlebt, geliebt und liebe es noch, bin noch tiefer mit der Mucke verbunden.
Ps: eine oft gehörte Ambivalenz („…ich mag echte Musiker/Musik lieber“ oder „…das ist keine Trompete, das ist KI…) hat mich zur Reflektion über meine eigene Motivation gebracht, trotz anfänglicher Skepsis, das KI-Potenzial als Erweiterung des Musikschaffens zu sehen, keinesfalls als Ersatz von irgendwas.
Das war die Theorie und in der Praxis üben wir fleißig (siehe Intro):
😎 QUE VIVA LA MUSICA 😎